Inklusion in der Tiergestützten Arbeit: Qualitätssicherung jenseits von Mitgliedschaftsbarrieren

 

Was ist Inklusion?

 

Inklusion" bezieht sich auf den Prozess der Einbeziehung aller Menschen in die Gesellschaft, unabhängig von ihren individuellen Merkmalen, Fähigkeiten oder Hintergründen. Es ist ein Konzept, das darauf abzielt, Barrieren abzubauen und Chancengleichheit für alle Menschen zu schaffen, unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Zugehörigkeit, Behinderung, sexueller Orientierung oder sozialer Herkunft.

Inklusion geht über bloße Integration hinaus, bei der Menschen mit unterschiedlichen Merkmalen in bestehende Strukturen aufgenommen werden. Stattdessen beinhaltet Inklusion die Schaffung von Umgebungen, die Vielfalt schätzen und fördern sowie die Bedürfnisse und Beiträge aller Mitglieder berücksichtigen. Dies kann in verschiedenen Bereichen auftreten, wie Bildung, Arbeitsplatz, Gesundheitswesen und Gemeinschaftsleben.

Das Ziel der Inklusion ist es, eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch gleichberechtigt ist, Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten hat und das Recht hat, sein volles Potenzial zu entfalten, unabhängig von individuellen Unterschieden.

 

Was ist Exklusion?

 

Exklusion ist das Gegenteil von Inklusion und bezeichnet den Prozess oder Zustand, bei dem bestimmte Personen oder Gruppen von der Teilnahme an gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen oder kulturellen Aktivitäten ausgeschlossen werden. Dieser Ausschluss kann aufgrund verschiedener Faktoren auftreten, wie beispielsweise sozialer Benachteiligung, Diskriminierung, Armut, Behinderung, ethnischen oder kulturellen Unterschieden, Geschlecht oder anderen Merkmalen.

Exklusion kann sich auf verschiedene Bereiche des Lebens auswirken, einschließlich Bildung, Beschäftigung, Wohnen, Gesundheitsversorgung und politische Teilhabe. Sie kann sich sowohl in offensichtlichen Formen wie rechtlicher Diskriminierung als auch in subtileren Formen wie sozialer Ausgrenzung manifestieren.

Im Gegensatz zur Inklusion, die darauf abzielt, alle Mitglieder der Gesellschaft einzubeziehen und ihre Vielfalt zu schätzen, führt Exklusion dazu, dass bestimmte Gruppen oder Individuen marginalisiert und ihre Chancen auf volle Teilhabe und Entfaltung ihrer Potenziale beeinträchtigt werden. Die Beseitigung von Exklusion und die Förderung von Inklusion sind wichtige Ziele für die Schaffung einer gerechten und gleichberechtigten Gesellschaft.

 

"Ich will nicht Mitglied in einem Club sein, der bereit ist, jemanden wie mich als Mitglied aufzunehmen."  Groucho Marx

 

Die Behauptung, dass eine Gruppe sich oft über das Nicht-Dazugehören Anderer definiert, stammt aus verschiedenen sozialen und psychologischen Theorien, die sich mit Gruppendynamik und Identität beschäftigen. Eine bedeutende Theorie in diesem Zusammenhang ist die soziale Identitätstheorie, die von den Sozialpsychologen Henri Tajfel und John Turner in den 1970er Jahren entwickelt wurde.

Die soziale Identitätstheorie besagt, dass Menschen dazu neigen, sich mit Gruppen zu identifizieren, denen sie angehören, und ihre Gruppenmitgliedschaft als Teil ihrer Selbstkonzepte betrachten. Diese Identifikation kann dazu führen, dass Menschen ihr Selbstwertgefühl aus der Zugehörigkeit zu diesen Gruppen ziehen. Eine Möglichkeit, diese Zugehörigkeit zu stärken, besteht darin, sich von anderen Gruppen abzugrenzen oder sich über Unterschiede zu anderen zu definieren.

Konkret bedeutet dies, dass Gruppen oft Merkmale oder Eigenschaften betonen, die sie von anderen Gruppen unterscheiden, um ihre eigene Identität zu stärken. Dies kann zu Gruppenkonflikten, Stereotypisierung anderer Gruppen und Diskriminierung führen. Zum Beispiel kann eine ethnische Gruppe ihre eigene Kultur oder Traditionen hervorheben und sich so von anderen ethnischen Gruppen abgrenzen.

Es ist wichtig zu beachten, dass dies nicht immer der Fall ist und nicht alle Gruppen ihre Identität ausschließlich über das Nicht-Dazugehören Anderer definieren. Es gibt viele Gruppen, die sich über gemeinsame Interessen, Werte oder Ziele definieren, ohne sich explizit von anderen abzugrenzen. Dennoch kann die Betonung von Unterschieden zu anderen Gruppen ein wichtiger Aspekt der Gruppendynamik und der Konstruktion von Identität sein.

 

Was hat das aber mit der TGI zu tun?

 

Tiergestützte Arbeit hat sich in den letzten Jahren als wirksame Therapie- und Interventionsmethode etabliert, die nicht nur physische und psychische Gesundheit fördert, sondern auch die Lebensqualität vieler Menschen verbessert. Ein Kernprinzip dieser Arbeit ist die Betonung von Inklusion, das Streben danach, alle Menschen, unabhängig von Hintergrund oder Ausbildung, einzubeziehen. Doch wie sieht das Ganze interdisziplinär aus?

Bei einem kürzlichen Austauschmeeting wies eine Teilnehmerin darauf hin, wie schön es sei, dass alle, unabhängig von ihrer Ausbildung oder ihrem aktuellen Engagement im Bereich der Tiergestützten Intervention (TGI), an dem Treffen teilnehmen konnten. Dass dies nicht die Regel sondern eher die Ausnahme ist, finde ich persönlich schade, denn es widerstrebt meiner Idee einer gelebten Inklusion und letztlich auch unserem gemeinsamen Ziel, Tiergestützte Arbeit so wertvoll wie möglich zu gestalten.

Diverse Dachverbände betonen die Bedeutung von Qualitätsstandards, schließen jedoch Nicht -Mitglieder von Fortbildungsmöglichkeiten aus. Doch ist das fair? Ist es gerecht, Menschen auszuschließen, die aus verschiedenen Gründen keinem Dachverband angehören? Wenn uns Qualitätssicherung wirklich am Herzen liegt, sollten wir meiner Meinung nach über den Tellerrand hinausschauen und Inklusion nicht nur als Lippenbekenntnis verstehen, sondern sie aktiv leben.

Denn letztendlich geht es bei der Qualitätssicherung nicht darum, wer welchem Verband angehört, sondern darum, dass die Tiergestützte Arbeit effektiv, ethisch und verantwortungsbewusst durchgeführt wird. Das bedeutet, dass wir offen sein sollten für die Vielfalt an Perspektiven und Erfahrungen, die verschiedene Menschen in den interdisziplinären Bereich einbringen können. Es bedeutet, dass wir bereit sein sollten, von anderen zu lernen und gemeinsam zu wachsen, anstatt Barrieren zu errichten, die den Fortschritt behindern.

Inklusion in der Tiergestützten Arbeit sollte nicht nur ein Ideal sein, sondern eine gelebte Realität. Wenn wir wirklich Qualitätssicherung anstreben, müssen wir sicherstellen, dass alle, die einen Beitrag leisten können, auch die Möglichkeit dazu erhalten, unabhängig von ihrer Ausbildung, ihrem Hintergrund oder ihrer Mitgliedschaft in einem Verband. Denn nur durch echte Inklusion können wir sicherstellen, dass die Tiergestützte Arbeit ihr volles Potenzial entfalten und allen Menschen zugutekommen kann.

 

 

 

Wir sind Mitglied im internationalen Dachverband für Tiergestützte Interventionen


Kontakt

Andrea Wiesner

Kaiser Konstantingasse 11

2405 

Bad Deutsch Altenburg

Tel.: 0650 480 78 29

 

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